F-Schlepp - jetzt auch bei uns ...

Ein Bericht von Ulli und Reinhard

Erstflug am 28.3.2014

Irgendwann haben Reinhard und ich uns nach Fertigstellung seiner Piper (Siehe Jungfernflüge) darüber unterhalten und dabei festgestellt, dass in unserem Programm eine Lücke gibt. => Eine Idee wurde geboren, dieses gemeinsam in die Wege zu leiten bzw. in die Lüfte zu bringen.

Was braucht man dazu: 2 Piloten, 2 Flugzeuge die geeignet sind und ein Schleppseil, nicht zu vergessen, ein bisschen Flugdisziplin.
An der Piper (Reinhard) musste noch eine Schleppkupplung angebaut werden. Als Segelflugzeug (Ulli) sollten die Tragflächen meiner motorisierten ASW 22 BL E dienen. Es sollte dazu ein bei mir noch vorhandener Rumpf mit Einziehfahrwerk ausgestattet werden. Von meinem sich im Segelfliegerhimmel befindlichen „Proto 3“ sollten Seiten- und Höhenleitwerk verwendet werden. Denn auch der „Proto3“ war auf ASW 22-Basis aufgebaut worden, jedoch mit anderer Tragflächengeometrie und Profilierung.

Also ran ans Werk:

  

Eine Schleppkupplung musste in die Seglernase eingebaut werden. Das fertig gekaufte Einziehfahrwerk musste vorne und hinten mit Zusatzspannten gegen rausbrechen bei harter Landung gesichert werden.

  

Der Einbau des Einziehfahrwerks soll hier aber nicht so detailliert beschrieben werden. Das würde den Umfang des Berichts sprengen, da es nicht sehr einfach war, eine Lösung für die schließbaren Fahrwerks-klappen zu entwickeln und zu bauen.

Der Seglerrumpf musste von innen völlig anders gestaltet werden als bisher. Jetzt ohne Motor und Flugakku. Das fehlende Gewicht in der Schnauze wurde ersetzt durch 2 LiPo-Empfängerakkus 2s 2000mAh und der Graupner PRX 5A Empfängerspannungsversorgung. 320g Blei mussten zusätzlich rein, um die korrekte Schwerpunktlage zu erreichen. Diese wurde von der „Motor ASW 22“ übernommen.

Letztendlich war beim Segler alles fertig und es konnte losgehen.

ASW 22 BL E:
Spannweite: 4,90m
Streckung: 32
Gewicht: ca. 4kg
Profil: Eigenes, Strak von HQ 3-13 auf FX 60/126

  


Die Schleppmaschine

Als Schleppmaschine wurde die Piper PA-18 Super-Cup im Burda-Design von Pichler mit einer Schleppkupplung ausgerüstet. Die Schleppkupplung entstand auf der Drehmaschine im Eigenbau. Für die Montage in Oberteil der Kabine wurde der gesamte Kabinenbereich großzügig mit GFK und CFK unterstützt. Ein Standard-Servo in einer zugefügten Zwischenetage bedient die Schleppkupplung. Das Modell ist für seine Größe recht preisgünstig und fliegt super. Die Bauqualität ist dem Preis entsprechend...

Technische Daten der Schleppmaschine:

Spannweite:      2710mm

Länge:              1720mm

Antrieb:             Dymond Master HQ 6060, Menz-Holzpropeller 18x8, 5000mAh 12s

Abfluggewicht:  7800g

Der Schleppzug

 

Erstflug: Alle Startvorbereitungen sind erfolgreich abgeschlossen.

Mit einer ca. 25m langen Schleppleine sind wir kurz vorm Erstflug. Das Wetter ist feucht und diesig. Die Sichtweite beträgt knapp 250m, die Wolken Untergrenze liegt bei 180m und wir haben 6°C ---brrr---.

Wir stehen hinter dem Schleppzug und sind ein wenig aufgeregt. Aber warum? Wir haben alles abgesprochen was nötig ist: => langsames Steigen mit viel Expo auf dem Höhenruder damit alles softig und Vorbilgetreu abläuft. Reinhard schaut mich fragend an – ich nicke und Reinhard gibt Gas. Der Zug streckt sich. Mit leichter Seitenruderkorrektur am Segler tragen beide Flächen nach 3-6m gleichmäßig. Ein kleiner „Lupfer“ am Höhenruder und die ASW löst sich vom Boden. Einige Meter geht es noch gerade aus und die Piper hebt ebenfalls ab und geht in einen gleichmäßigen Steigflug über. Wir stutzen beide kurz, weil es auf Anhieb gleich klappt. Reinhards „Telemetrietante“ hält uns über Höhe, Kapazität und Geschwindgkeit auf dem Laufenden (Er hat Sprachausgabe am Sender). Angesagt Geschwindigkeiten von mehr als 80km/h hielten wir jedoch beide für nicht richtig. Erstaunt höre ich schon in der ersten Rechtkurve die Flughöhe von Reinhards Telemetrie und aus meinem Picolario Talk. Es sind 148m und ich kündige das Ausklinken an und tue es auch sofort. Die ASW22 fliegt jetzt alleine. Ich meine sie macht das gut und lobe sie. Ich hatte sogar Verdacht auf etwas Aufwind – aber bei dem Sauwetter -. „Es trägt gut“, wäre die bessere Aussage gewesen. Bei Reinhard kommt ein klein wenig ernste Stimmung auf. Das Schleppseil klinkt nicht aus. Landen mit Seil oder noch etwas abwarten? Reinhard macht mehrere Überflüge, dann endlich klinkt das Seil aus – Gott sei Dank --. Oops, das hätte über enden können, wenn sich das Seil im Höhen oder Seitenruder verfangen hätte. Die ASW22 hatte nun schon beträchtlich an Höhe verloren und musste noch vor der Schleppmaschine landen. Das war gerade noch rechtzeitig. Nach gelungener Landung konnte auch die Piper sicher aufsetzen. Beim Rollen kippte sie noch einmal leicht auf die Nase und der Propeller löste sich dabei.

Warum das Ausklinken des Schleppseils nicht einwandfrei geklappt hat, ließ sich während des Fluges und hinterher nicht mehr abklären. Ein Check ergab: „alles funktioniert“. Der Propeller konnte problemlos wieder befestigt werden. Neugierig wollen wir es gleich noch einmal versuchen.


Der zweite Versuch:

Genau wie vorher stehen wir hinter dem Schleppzug und beginnen die gleiche Prozedur wie vor einer halben Stunde. Das Wetter ist etwas besser und wir haben neuen Mut. Starten und sanft steigen. Super. Auch dieses Mal erreiche wir die Flughöhe schon nach der ersten 90° Rechtkurve. Nach der zweiten Rechtskurve kündige ich das Ausklinken aus 150 m Höhe an. Mit einem Auge schaue ich zur ASW mit dem anderen Auge schaue ich was mit dem Schleppseil geschieht. Reinhard kann das Schleppseil schon beim ersten Überflug abwerfen. Das Schleppseil ist in Luft und diesen Wetterbedingungen wirklich sehr schlecht zu erkennen. Hoffentlich wird das bei Sonnenschein besser sein. Am Boden sind die gelben Tennisbälle sehr auffällig. Dadurch ist das Seil auch im ungemähten Gras neben der Landebahn gut zu finden. Ich bemerke, dass es nicht mehr so gut trägt und sogar relativ kräftig absäuft. Ich bitte Reinhard vor ihm Landen zu dürfen. Die Erkenntnis kam aber schon zu spät und ich muss mit etwas „Ringelpietz“ auf dem Westacker vorm Knick im Schiet landen. Das Wetter wurde wieder schlechter und noch kälter. Bei einer Temperatur von 5°C verließen wir den Platz. Am Sonntag d.30.03.2014 wollten wir dann weitere Versuch, auch mit Kurven und größerer Ausklinkhöhe versuchen.

Zwischenfazit: Die Entscheidung mit viel EXPO bzw. stark reduzierten Ausschlägen zu fliegen war gut. Die Beeinflussung der Schleppmaschine mit Schleppkupplung kurz hinter dem Schwerpunkt durch den Segler, war geringer als zuerst zu vermuten war. Das Schleppseil verhielt sich gut. Vielleicht muss noch etwas unternommen werden, dass es nicht in die Ruderspalte einhaken kann. Ein kurzer leichter strohalmartiger leichter Schlauch oder ähnlichem auf dem ersten Meter des Seils, wäre vielleicht ratsam. Die Neigung der Piper beim Rollen auf die Nase zu kippen, soll dadurch behoben werden, dass das Fahrwerk noch ein Stücken nach vorne rücken soll. Ebenfalls soll der Schwerpunkt der Schleppmaschine noch etwas weiter nach vorne gelegt werden. Beim Landeanflug neigt sie dazu, die Nase nicht angemessen in die Flugbahn zu bringen. 150g mehr Ballast auf die Nase, sollen helfen.

Wie sich am 30.03.2014 bei Probeflügen rausstellte, waren die Fahrwerks- und die Schwerpunktkorrektur erfolgreich. Im Querruderservo der rechten ASW22-Fläche gab es Karies. Das heißt das Getriebe bekam bei der Außenlandung Zahnausfall. Die Schleppflüge müssen also noch ein paar Tage warten. Das Servo wurde mittlerweile mit einem neuen Getriebe ausgestattet. Manchmal ist es gut, Verschleißteile auf Vorrat zu haben. Da ich eine motorisiert ASW22 BL E schon hunderte von Stunden durch die Lüfte geschaukelt habe und die Servos der 9mm-Klasse angehören, war es wohl auch nicht das letzte Mal, dass das es nötig werden wird.

Der dritte Versuch:

Nach vielen Terminunzulänglichkeiten kamen wir erst am 14. Juli zu unserem dritten Versuch. Das Wetter war perfekt und der Schlepp ebenfalls. Bei 200m gemäß Telemetrieansage wurde ausgeklinkt, die Schleppmaschine kehrt zurück mit Überflug zum Leinenabwurf und dann zu Landung und der Segler genießt einen ausgedehnten Termikflug.

Der vierte Versuch:

Der vierte Versuch war leider wieder mit Problemen behaftet. Schon beim Start bricht der Segler seitlich aus und bleibt nach einer Pirouette im Boden stecken. Während die Schleppmaschine unbeschadet davon kommt, haben wir beim Segler leider einen Bruch im Rumpf zu beklagen. Die Ursache war schnell gefunden: Technischer Defekt - eine Ruderanlenkung hatte sich gelöst und die Steuerung des Seglers vereitelt. Nun kommt erst mal wieder Bastelzeit...    


Wir werden weiter berichten...